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29-06-2021

Ein kleiner Schritt oder ein großer Sprung? Der Übergang von der intensiven zur regenerativen Landwirtschaft

Die regenerative Landwirtschaft hat ihren Ursprung in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Sie entstand aus dem Wunsch der Landwirte, mit den traditionellen konventionellen Landwirtschaftsmodellen zu brechen und ihre Betriebe wieder auf vielfältige Ökosysteme auszurichten, anstatt die Produktion von Lebensmitteln und Futtermitteln auf einen Input-Output-Ansatz zu reduzieren.

Als man begann die Vorteile vielfältiger regenerativer Anbausysteme zu erkennen und zu dokumentieren, wurden auch die tatsächlichen Umweltauswirkungen des anderen Endes der landwirtschaftlichen Produktionsskala allmählich spürbar und verstanden. Die moderne spezialisierte Landwirtschaft ist mittlerweile intensiv und in einigen Fällen vollständig auf ein oder zwei Erzeugnisse ausgerichtet. Regenerative Systeme bieten ein Maß an Vielfalt, welches einem konventionellen Landwirtschaftsbetrieb als unvereinbar mit seinen Arbeitsmethoden vorkommen mag - das Szenario vom runden Pflock im eckigen Loch.

Ein Satz, der häufig als Antwort auf einen Vorschlag zur Umstellung auf ein regeneratives System zu hören ist, lautet: "Sieht gut aus, würde aber auf meinem Hof nicht funktionieren" oder "Nicht auf meinem Boden und bei unserem Wetter" - völlig verständliche und berechtigte Bedenken. Wenn man sich zum Beispiel ein System der intensiven Rinderhaltung anschaut, ist es schwierig zu erkennen, wie dieses System in ein regeneratives System der Freiland- und Weidewirtschaft umgewandelt werden kann. Die beiden Welten könnten nicht weiter voneinander entfernt sein. Diese Sorgen und Probleme müssen gelöst werden. Zumal sich immer mehr Unternehmen an Net-Zero-Zielen und ESG-Kriterien orientieren und in der regenerativen Landwirtschaft das Gegenmittel zu einem umweltbelastenden Lebensmittelproduktionssystem sehen.

Die Skalierbarkeit regenerativer Systeme ist wichtig, aber das wirtschaftliche Ergebnis ist immer noch der treibende Faktor und das Haupthindernis für die Einführung regenerativer Praktiken in größeren Agrarunternehmen. Können regenerative Systeme skaliert werden und einem Unternehmen trotzdem eine positive Gewinnmarge bescheren? Im Folgenden finden Sie 5 wichtige Überlegungen, die jedem großen Agrarunternehmen helfen, einen regenerativen Ansatz zu skalieren.

Rechnen Sie nach.

Bevor Sie in Ausrüstung, Viehbestand, Infrastruktur und Personal investieren, sollten Sie sich ein Gesamtbild von Ihrem derzeitigen Betrieb machen. Überlegen Sie, wo im Betrieb eher Anpassungen als Investitionen vorgenommen werden können und prüfen Sie, wie sich die Umsetzung von Änderungen auf die Gesamtleistung Ihres Unternehmens auswirken würde. Wenn Sie z. B. versuchen Ihr Vieh einen größeren Teil des Jahres im Freien zu halten, wie hoch ist dann die Einsparung bei Futter und Unterbringung im Vergleich zu den potenziellen Kosten für Zäune und Miete?Wenn Sie die Zahlen verstehen und erkennen, welche Einsparungen im gesamten Unternehmen möglich sind, wird Sie das zu weiteren Veränderungen anspornen.

Legen Sie eine Ausgangsbasis fest.

Ein bekanntes Sprichwort besagt – Was man nicht messen kann, kann man nicht managen. Die Skalierung von regenerativen Systemen hängt von Beweisen und Nachweisen ab, dass das System die gewünschte Wirkung hat. Machen Sie eine regenagri-Beurteilung bevor Sie mit der Umsetzung von Maßnahmen beginnen, um zu bestimmen, wo Sie jetzt stehen und welche Bereiche Sie am dringendsten verbessern müssen. Investieren Sie in die Durchführung von Bodenproben im gesamten Betrieb. Wenn Sie den Boden vor Beginn der Umstellung kennen, können Sie leichter entscheiden welche Verfahren am besten zur Regeneration Ihres Landes geeignet sind.

Auch die Festlegung von Referenzwerten ist wichtig, damit Sie bei der Berichterstattung über Ihre Umweltziele den Nachweis für Verbesserungen erbringen können. Im Falle von regenagri können Sie noch einen Schritt weiter gehen und sich zertifizieren oder die Emissionsdaten überprüfen lassen, um Emissionsgutschriften zu erhalten. Aber ohne die anfänglichen Basisdaten können Sie keine Fortschritte nachweisen.

Lassen Sie sich beraten.

Dies kann durch andere Mitglieder Ihrer Branche geschehen, die bereits mit der Umstellung ihres Unternehmens begonnen haben oder durch unser Beraterteam bei regenagri. Sie können bei der Erstellung von Umsetzungsplänen helfen und Dienstleistungen zum Aufbau von Kapazitäten anbieten. Der Weg zur regenerative Landwirtschaft ist lang und nur durch kontinuierliche Verbesserung erreichbar. Daher sind Gespräche und der Austausch von Erkenntnissen ein guter Weg, um die Chancen auf eine erfolgreiche Skalierung regenerativer Systeme zu maximieren.

Machen Sie sich einen Plan.

Dieser Punkt mag Ihnen als offensichtlich erscheinen, aber echte regenerative Systeme können recht komplex sein und erfordern eine umfassende Planung, bei der man den gesamten Betrieb und nicht nur einen einzelnen Aspekt betrachtet. Bei der Einführung von "Mob Grazing" zum Beispiel müssen Sie die Bewegungen der Rinder, den Wasserzugang und die Erholungsphase planen. Es ist wichtig, die Realitäten des Umbruchs in diesem Plan zu berücksichtigen. Zeigen Sie im Businessplan auch auf, dass die ersten ein oder zwei Jahre unvermeidbare Auswirkungen auf Gewinn und Ertrag haben können, aber wenn diese Zahlen über einen Zeitraum von 5-10 Jahren dargestellt werden, wiegen die Einsparungen und die Umweltauswirkungen die Anfangsinvestitionen auf.

Nehmen Sie sich Zeit.

Regeneration ist ein Prozess der kontinuierlichen Verbesserung - man kann nicht erwarten, dass man im ersten Jahr ein überragendes Ergebnis erzielt. Biologische Veränderungen benötigen Zeit. Viele der anfänglichen Veränderungen finden unter der Erde im Ökosystem des Bodens statt und sind daher nicht sofort sichtbar. Diese Zeit sollte in Ihrem Übergangsplan berücksichtigt werden. Beginnen Sie beispielsweise im ersten Jahr mit der Umwandlung von x % der Flächen in Weideland mit Kräuterpflanzen und reduzieren Sie x % der synthetischen Düngemittel auf den Anbauflächen, indem Sie Hülsenfrüchte als Deckfrucht anbauen, erfassen und die Auswirkungen messen. Im darauffolgenden Jahr können Sie Ihren Prozess fortsetzen, indem Sie zum Beispiel einige Versuchsflächen für silvopastorale Agroforstsysteme anlegen.

Vollständige Beteiligung der Stakeholder.

Wenn Ihr Unternehmen dem Vorstand oder Aktionären gegenüber rechenschaftspflichtig ist, ist es wichtig, die Vision zu teilen und die volle Zustimmung aller Parteien zu erhalten. Regenerative Systeme können schwer zu verstehen sein, daher sollte man sie auf einfache Begriffe herunterbrechen. Veranstalten Sie gegebenenfalls Demonstrationstage auf den Anbaufeldern, um die Veränderungen in der Praxis zu veranschaulichen. Die Denkweise aller Beteiligten muss sich von "Ertrag = Gewinn" auf "ganzheitliche Bewirtschaftung + Inputminimierung = Gewinn" sowohl in Bezug auf Geldwerte als auch auf Naturkapital ändern.

Blicken Sie über den Tellerrand hinaus.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass der Schwerpunkt der regenerativen Landwirtschaft nicht nur auf dem Aufbau eines widerstandsfähigen und wirtschaftlich lebensfähigen landwirtschaftlichen Betriebs liegt. Es geht auch darum, die lokalen Ökosysteme über und unter der Erde zu verbessern und den Bestand an Naturkapital und die nutzbaren Ökosystemleistungen zu erhöhen. Unternehmen können dies auf vielerlei Weise erreichen, z. B. durch die Anlegung von Pufferflächen entlang von Wasserläufen, um den Abfluss in die öffentlichen Wassersysteme zu minimieren, oder durch die Einbeziehung regenerativer Produkte in ihre Lieferketten. Kreativität ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Umstellung, denn es gibt auch zusätzliche finanzielle Möglichkeiten durch Systeme wie PES (payment for ecology service), Emissionsgutschriften, Insetting und EIB (environmental impact bond). regenagri kann Organisationen beim Zugang zu diesen neuen Märkten helfen.

Die Skalierung der regenerativen Landwirtschaft innerhalb eines großen Agrarunternehmens kann auf den ersten Blick sehr komplex erscheinen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass ein großes System den Vorteil hat, dass es Raum für ein schrittweises Vorgehen bietet, bei dem die Spezialisierungsschichten in einem Tempo entfernt werden, bei dem der übrige Teil des Unternehmens noch mithalten kann. Es ist zwingend erforderlich, dass sich große Unternehmen mit regenerativen Systemen befassen um sicherzustellen, dass die gesamte Lieferkette und die Verbraucher mitziehen und wir eine grünere, gesündere Zukunft anstreben können.

Setzen Sie sich mit uns in Verbindung, um mehr über die Möglichkeiten von regenagri zur Unterstützung Ihrer Reise in die regenerative Landwirtschaft zu erfahren - ganz gleich, ob Sie am Anfang einer Umstellung stehen oder sich bereits auf dem Pfad zu einer kontinuierlichen Verbesserung befinden.

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